Abenteuer Island - Kundenreisebericht


Island Extrem -
Vulkanwüsten, Wasserfälle und Geysire...
Eine Motorradexpedition durch das Hochland von Island


KTM Motorradabenteuer Island
KTM Motorradabenteuer Island

Im August 2010 starteten mein Sohn Steffen und ich wie in jedem Jahr zu einer außergewöhnlichen Reise. Wir haben uns vorgenommen, das Hochland von Island mit dem Motorrad zu durchqueren. In den letzten Jahren hatten wir schon einige Reiseabenteuer gemeinsam bestanden, wie zum Beispiel die Umrundung der Südspitze Grönlands oder die Befahrung der Insiderpassage in Westkanada mit dem Kajak. Wir waren sehr gespannt auf unser neues Abenteuer.

Zwar ist eine Umrundung Islands auf der Ringstraße heute kein Problem mehr, da die Straße zu 95% geteert ist, und auch einige klassische Hochlandrouten sind durch Brücken und feste Schotterpisten schon sehr entschärft worden. Aber dennoch gibt es noch genug Alternativen, um die Insel auf abenteuerlichen Pisten zu bereisen. Insbesondere bei Regenfällen sind die größtenteils unbefestigten Pisten und die zahlreichen Flussdurchquerungen eine echte Herausforderung für Mensch und Motorräder. Dazu kommen ausgedehnte Lava- und Sandpassagen, jede Menge scharfkantige Steine, unzählige Felsbrocken, aber auch eine Landschaft, die ihres gleichen sucht. Für so eine Herausforderung kamen für uns nur leichte, reisetaugliche Enduro’s in Frage.

Für diese ca. 4.200 km lange Tour habe ich mir extra eine KTM 690 Enduro R angeschafft. Die zweite Maschine, eine KTM 990 Adventure, haben wir angemietet. Beide Motorräder sind für Island ideal geeignet, denn folgende Punkte sind wichtig: der Ansaugstutzen des Luftfilters und der Auspuff sollten sehr hoch liegen, um auch durch etwas tiefere Furten fahren zu können. Wassergekühlte Motoren sind für kalte Furten von Vorteil, da das Platzen des Motors minimiert wird. Wir werden unsere Motoren vor jeder größeren Furt ca. 10 Minuten auskühlen lassen. Und dann gilt natürlich für diese extremen Pisten: je leichter desto besser. Jedes Kilo weniger Gewicht der Maschinen würde mehr Urlaubsspaß bedeuten. Wir waren auf den Vergleich gespannt, die kleine 690 wiegt nur ca. 140 kg trocken - die Große ca.200 kg. Beide Motorräder sind mit Zusatztanks ausgestattet worden (denn unser Radius wird mindestens 400 km betragen) und haben große Räder ( 21 Zoll vorn und 18 Zoll hinten), was insbesondere bei den zahllosen Sandpassagen ein großer Vorteil ist. Als Reifen haben wir die TKC 80 von Continental aufgezogen.



Wir haben uns gegen Alukoffer entschieden, da diese unnötig schwer sind und sich bei eventuellen Stürzen verbiegen. Bei der 690er benutzten wir wasserdichte Packsäcke von Ortlieb oder Sealine. Vorteil: Sie sind leicht, wasserdicht, äußerst robust, sind nicht so breit ausladend und schützen die Maschine bei Stürzen optimal, da sie nachgeben. Die 990er wurde mit Plastikkoffern von Hepco & Becker bestückt. Wie sich später herausstellt, eine gute Wahl.

Dazu kommen je zwei Ersatzschläuche, Kettenschloß, Kompressor, viel Klebeband (5 cm breit und extra stark), Schüssel, Schraubenzieher, Kabelbinder, Reifenmontiereisen, Schlauchschellen und Sicherungen. Im Übrigen wurden wir in exzellenter Weise von Rene Bernhard unterstützt, der uns aufgrund seiner Erfahrungen durch Russland und die Mongolei noch wertvolle Tipps gab und die Maschinen für diesen Trip optimal vorbereitet hatte.

Die zweitägige Fährüberfahrt von Esbjerg/ Dänemark begann zunächst mit orkanartigem Wetter und riesigen Wellen. Im Gegensatz zu vielen anderen Passagieren kamen wir mit etwas Kopfschmerzen davon. Nach 48 Stunden haben wir dann trockenes Land erreicht und sind in Seydisfjördur, in Ostisland, mit einem halben Tag Verspätung bei Nebel und Regen ankommen. Mit unserer Gore Tex - Bekleidung von Rukka sind wir optimal ausgerüstet für das Wetter in Island. Wir fuhren zunächst nach Egilsstadir, einer kleinen Stadt, in der man sich mit allem Notwendigem versorgen kann. Da es schon spät am Abend war, schlugen wir unser Zelt auf dem dortigen Campingplatz auf.

Der nächste Tag weckte uns mit Sonne. Schnell wurden die letzten Einkäufe erledigt und die Tanks randvoll gemacht. Dann ging es los in Richtung Askia, dem ersten großen Highlight. Zuerst ging es ein Stück Teerstrasse, die Ringstrasse entlang, um dann in Richtung F910 abzubiegen. Dann stehen wir plötzlich vor der ersten Furt.

Wir hatten im Vorfeld lange darüber debattiert und uns letztendlich für die Mitnahme von Watstiefeln entschieden. Die Verhaltensregeln bezüglich der Durchquerung von Furten sind einfach: Motorräder abstellen und Motor abkühlen lassen, Watstiefel überziehen, durchwaten und die günstigste Linie finden und dann Augen zu und nacheinander durch... Wir waren sehr gespannt, kannten wir doch bisher nur die Flussdurchquerungen in Skandinavien zu Fuß. Es ist schon ein mulmiges Gefühl, wenn man die Kraft des Wassers spürt, die einen wegdrücken will. Aber in diesem Jahr hat es wenig geregnet und der Wasserstand der Flüsse auf der 910 ist eher niedrig. Also kein Problem. Die 910 ist eine schöne Schotterstrasse, anfangs mehr Feldweg, später tauchen ab und zu Lavasteine auf, dann ganze Felder mit Bimssteinen, Lava, Sand und Furten!
Erst am späten Nachmittag erreichen wir Dreki, das ist ein Plateau unweit der Askia, im Hintergrund ein Berg, ein kleiner Fluss, eine Schlucht zum durchwandern; eine kleine Hütte für Touris (oben Matratzenlager, unten Küche), eine kleine Hütte – die Rezeption, wo man sich anmeldet und ein größeres „Waschhaus“ mit WC´s. Auf dem Plateau bauen wir unser Zelt auf, die Sturmleinen werden mit den überall herumliegenden Steinen zusätzlich beschwert, um dann voller Erwartungen zur eigentlichen Askia bzw. dem Kratersee Viti (ca. 8 km) aufzubrechen.

Der Weg dorthin aus schwarzem Lavasand, 2 kleine Furten, teilweise links und rechts von Schneefeldern umrahmt, ist sehr schön. Er endet auf einem Parkplatz, von wo es dann per Pedes nochmals 2 km durch Schnee- und Lavafelder zum Kratersee geht. Wir sind sehr gespannt, was uns erwartet. Und dann! Traumhaft, vorne der Kratersee Viti – milchig blau-grünes Wasser, wo man auf eigene Gefahr steil runter steigen und baden kann. Im Hintergrund der große See der Öskuvatn mit strahlend blauem Wasser. Wir umrunden den Krater und Fotosession ist angesagt. Zurück in Dreki geht es zeitig in den Schlafsack, denn es ist sehr kalt und windig geworden im Hochland.

Am folgenden Morgen schneit es. Wir brechen unsere Hochlanddurchquerung ab wegen des Wetters. Außerdem haben wir festgestellt, dass unser Spritvorrat sehr knapp werden könnte. Bei diesen Verhältnissen brauchen die Enduro's fast 15-20 % mehr Benzin und wir haben trotz 400 km Reichweite keine Reservekanister dabei.



Der heutige Tag führt uns nach Asbyrgi, einer schönen zerklüfteten Felslandschaft, mit einzigartigem Canyon im Norden, vorbei auf der F 864 an dem riesigen Wasserfall Dettifoss, über Husavik nach Laugar. Hier sind wir auf dem Zeltplatz ganz allein. Zwei Deutsche, die in einer nahe gelegenen Pension übernachten, laden uns dort zum Abendessen ein. Die Hausherrin hat leckeren Lachs zubereitet und das Mahl wird uns in 4 Gängen serviert. Dazu gibt es kühles Bier. Ein Genuss!!! Von Laugar geht es am folgenenden Tag weiter nach Myvatn. Kurz dahinter hat man rechts und links jeweils Sehenswürdigkeiten, rechts das Heizkraftwerk Krafla und links die Solfatarenfelder von Namaskad, beim letzteren meint man, man befindet sich auf den Mond. Aus der Erde dampft, blubbert und riecht es nach Schwefel.

Danach geht es wieder nach Laugar zurück. Nach 50 km Teerstrasse kommen wir zum Godafoss – „dem Göttlichen“, Wasserfall – wunderschön, obwohl es sich eingetrübt hat. Wir tanken und essen zu Mittag, um danach gestärkt auf der F26 zum ca. 120 km entfernten Laugafjell auf der berühmten Sprengisandur aufzubrechen.

Die Sprengisandur ist heute eine eher langweilige Piste, ein guter Feldweg. Erster Stop nach ca. 40 km, hier kommt man zum Aldeyarfoss – ein Wasserfall. Wir wandern hinunter, da er von wunderschönen Basaltsäulen eingerahmt wird. Irgendwann biegen wir dann ab in Richtung F752. Laugafjell ist eine Oase inmitten von Lavabergen, 3 Hütten + 1 Rezeption, ein Moosbewachsener Grund um Zelte aufzuschlagen und … unser Tag klingt aus mit einem entspannenden Bad im Naturpool bei 36° C Wassertemperatur. Von Laugafjell fuhren wir auf der F752 weiter. Die Piste ist sehr schön und weist 2 größere bzw. breitere Furten auf, die aber problemlos zu durchfahren sind. Bei der zweiten machen wir Rast und Fotos mit dem gewaltigen Gletscher im Hintergrund. Die Jökulsa, ein gewaltiger Gletscherfluss, ist mittlerweile durch eine Brücke entschärft. Die Einsamkeit ist nach ungefähr 50 km vorbei. Jetzt führt uns der Weg an kleinen Farmen mit Schafen und Pferden vorbei. In Varmahlid biegen wir wieder auf die Ringstrasse ein, um kurze Zeit später wiederum auf der F35, auf die Kjölur Piste einzuschwenken. Kjölur Piste – breit, eine nicht geteerte Autobahn mit viel Verkehr - Busse, Wohnmobile, Jeeps und Pkws. Landschaftlich ist sie reizvoller als die Sprengisandur und bietet ein bisschen mehr Abwechslung. Angeblich ist sie im Sommer überlaufen. Uns begegnen gerade mal zwei Fahrzeuge an diesem Tag. Nach ca. 85 km muss man nach Hveravellir abbiegen. Hveravellir – ist ein Camp bestehend aus 2 Hütten, eine zum mieten und eine beherbergt einen kleinen Supermarkt und die Rezeption. Außerhalb befinden sich in einem eingezäunten Areal, 2 Zapfsäulen mit Diesel und Benzin. Die Säulen sind aber verschlossen. Es gibt kein Benzin. Ein angrenzendes Soltafarengebiet speist einen schönen Pool mit heißem Wasser.

Fast eine Woche sind wir nun schon unterwegs. Was haben wir schon alles erlebt. Es kommt uns wie eine Ewigkeit vor. Von Hveravellir nach Kerlingarfjöll ist es ein Katzensprung. Man kann von hier über die Strecke F735 zum Fuße des Hofsjökull Gletschers gelangen. Die F347 ist wieder eine schöne einsame Piste, kein Vergleich zu der F35.

Die Furten sind mittlerweile alle durch Rohre entschärft. Nach ungefähr 14 km erreichen wir Kerlingarfjöll, ein traumhaftes Tal (Sackgasse) in dem sich ein Hotel mit Restaurant, mehrere Gästehütten, eine große Küche für Selbstversorger, saubere Sanitäranlagen und auch ein Outdoorpool befindet. Wir dürfen hier zum Preis des Zeltens direkt im Gästehaus übernachten. Bevor man ins Tal, zum Hotel einbiegt, liegt eine Tankstelle. Es gibt aber nur Diesel. Den Tankwart muss man im Restaurant verständigen Vor dem Abendbrot fahren wir noch mit den Motorrädern ca. 5 km weiter zum größten Solfatarengebiet Islands. Die Piste windet sich in etlichen Kehren und Steigungen entlang einer Schlucht zum Parkplatz. Von hier kann man in die Schlucht hinab wandern, wo es nur so dampft, brodelt und wieder mal nach Schwefel riecht. Der Boden ist bedeckt mit bunten Steinen und schwarzem Obsidian. Vom Parkplatz aus kann man auch einer kleinen Stichstrasse folgen, die am Fuße des Snaekollur endet. Laut Hotelbesitzer kann man die Spitze, die mit Schnee bedeckt ist, in 2 Stunden erklimmen. Das heben wir uns für die nächste Reise auf!

Am nächsten Morgen regnet es in Strömen. Wir beschließen, zurück zu F 35 zu fahren. Unsere Ziele sind Gullfoss, Geysir und die Blaue Lagune. In Gullfoss, wird man von den Menschenmassen erschlagen. Busse über Busse, die Massen von Touristen ausspucken. Alle wollen dieses Naturschauspiel sehen, nach der einsamen Piste jetzt das krasse Gegenteil. Wir sind Gott sei Dank sehr zeitig da, so dass sich der Trubel in Grenzen hält. Wir fahren zum 2. Highlight – der Geysir. Gleiches Bild wie beim Gullfoss, die Parkplätze voll mit Touristen und wir mittendrin.


Das ganze Areal ist schön eingezäunt und der Strokkur schießt seine Fontänen wie eine eingestellte Uhr alle 5-7 min. in den Himmel. Alle warten mit gezückten Kameras, um dieses Schauspiel einzufangen. Neben diesem Areal befindet sich ein Hotel mit Tankstelle und ein Campingplatz, wo man übernachten kann. Wir tanken und fahren weiter zur Blauen Lagune. Entspannt verbringen wir bei trübem Regenwetter einige Stunden in dem weltberühmten Thermalbad.

Am folgenden Tag haben wir wieder Sonnenschein. Vorbei an Reykjavik fahren wir nach Osten zum Skogawasserfall. Als es gegen Mittag völlig aufreißt und wir strahlend blauen Himmel haben, versuchen wir die berüchtigte F249 nach Posmörk. Die Landschaft ist einzigartig. Wir machen viele Fotostops. Allerdings werden die Furten immer zahlreicher und anspruchsvoller. Irgendwann ist Schluss, der Wasserstand der Gletscherflüsse zu hoch und die Strömung zu reissend. Wir fahren zurück, tanken und auf geht es die F269 Richtung Landmannalaugar. Diesmal befahren wir den nördlichen Teil des Tales von Posmörk. Die Route ist immer schwieriger zu finden. Ein Gletscherfluss teilt sich in 3 Arme. Am Zweiten passiert es dann: ich rutsche auf einem Stein mit dem Hinterrad weg und kippe um. Ein Schrei nach Steffen entfährt mir noch, der in Windeseile bei mir ist. Gemeinsam wuchten wir die Maschine wieder hoch und zerren sie aus dem Wasser. Wir wissen nicht wie lange es gedauert hat, aber als wir die Maschine wieder an Land haben sind wir völlig fertig... nicht nur mit den Nerven. 250 Kg sind wohl doch zu viel. Enttäuschung steht in unseren Gesichtern. Ist der Urlaub nun zu Ende? Steffen fährt mit seiner Enduro zurück und holt Hilfe. Gott sei Dank ist das letzte Dorf nur 20 km entfernt. Zwei freundliche Isländer schleppen das Motorrad auf einem Schaftransporter ab und fahren uns am nächsten Tag in die Werkstatt. Dort kennt man sich mit „badenden“ Motorrädern aus. Wir haben Glück. Nach 5 Stunden ist das Wasser aus den Zylindern entfernt und nach mehreren Ölwechseln geht es weiter auf der Ringstrasse Richtung Osten. Unser Ziel ist Kirkjubajarklaustur, wo wir bei strömenden Regen ankommen und übernachten. Vorher kaufen wir noch im Supermarkt frischen Lachs. Gebraten in Butter mit etwas Salz – eine Köstlichkeit!

Landmannalaugar und Lakikrater müssen wir leider auslassen. Es hat hier die letzten Tage zu viel geregnet und die zahlreichen Flüsse sollen viel Wasser führen. Weiter geht es also Richtung Osten zum Jökulsarlon, einem mit Eisbergen übersäten See. Die herrliche Ruhe, wird nur durch das Brechen der Eisschollen im Wasser sowie von den vielen Vögeln - den Eistauchern gestört. Im Hintergrund der Gletscherlagune beeindrucken die gewaltigen Eismassen des Vatnajökull.

Über die Ostfjorde gelangen wir irgendwann wieder nach Egilstadir. Über eine gut ausgebaute Teerstraße fahren wir Richtung Snaefell, um dann wieder auf die F910 zu gelangen. Unser Ziel ist Kverkfjöll. Kurz vor Adalbol kommt eine Furt, die tiefer aussieht als sie ist. In Adalbol füllen wir unsere Spritreserven wieder auf. Danach machen wir jedoch noch einen interessanten Abstecher zu Islands tiefstem und interessantesten Canyon. Steffen fährt mit der 690er direkt an den Canyonrand und ich mache spektakuläre Fotos.

Am Nachmittag ist Wellness inmitten der Natur angesagt. Denn in unmittelbarer Nähe des Canyons gibt es einen Wasserfall, der mit heißem Wasser gespeist wird. Hier setzen wir uns gemütlich in den Naturpool, genießen das mitgebrachte Bier und lassen uns vom Wasserfall den Rücken massieren. In Kverkfjöll gab es früher eine Eishöhle, die mittlerweile eingestürzt ist. Die F910 dorthin ist sehr abwechslungsreich, man durchfährt ganze Ebenen voll bizarrer Felsformationen, Felder voll Bimsgestein, und Feldwege mit mehr oder weniger Schotter. Von der F 910 biegen wir auf die F903 ein. Die Piste schlängelt sich zwischen vielen malerischen Bergen hindurch die in rot, orange und schwarz leuchten. Im Hintergrund scheint der Gletscher Vatnajökull zu uns rüber. Viele schwarze Sandfelder sind zu durchfahren, mit teilweise weichen Sandpassagen. Alles erinnert ein wenig an das Hoggargebirge in der Sahara, nur das hier der Sand schwarz ist. Auch zwei schöne Furten gibt es. Wir machen nochmals unzählige Fotos, um diese Schönheit der Landschaft einzufangen. Die Piste endet vor der Hütte am Kverkjökull. Dann noch schnell 5 km zum Gletschertor. Die Piste ist jedoch so schlecht, dass uns die Enduro's fast Leid tun. Als das Wetter wieder umschlägt und schlechter wird, wollen wir noch zurück ins 100 km entfernte Mörbrudal. Dort erwartet uns ein wunderschöner Campingplatz, kaltes Bier und leckeres Lammsteak. Als wir dort nach 3 Stunden ankommen, können wir kaum noch den Lenker halten. 240 km härteste Piste! Das ist unser persönlicher Tagesrekord in Island.

Die letzten zwei Tage verbringen wir im Nordosten bei Voppnafjördur und Breidalsbrekka. Hier erinnern die schroffen Berge an die Alpen und fallen steil ins Meer ab. Die Pisten sind dementsprechend nochmal sehr anspruchsvoll. Oft geht es extrem steil hinauf und hinab. Auf dem losen Schotter bergab und in den Kurven kommt die große 990er wieder an ihre Grenzen. Am vorletzten Tag lassen wir den Urlaub nochmal in einem abgelegenen schönen Schwimmbad ausklingen. In der Nacht klart der Himmel auf und wir können wieder einmal das Naturschauspiel der Aurora borealis (Nordlicht) bestaunen.

Nach 13 Tagen haben wir 4.200 km absolviert und die Hinterreifen sind nur noch Slicks. Die Verluste halten sich in Grenzen. Mit der 990er drei Stürze, einmal im Wasser, einmal steil bergab in einer Kurve und einmal leicht in einer Sandpassage. Unser Fazit: Die 990er ist noch geeignet, für so einen Trip aber etwas zu schwer. Außerdem hat sie den Nachteil, dass sie relativ viel Benzin braucht (im Gelände bis zu 8l) und ihr Aktionsradius durch die kleinen Tanks sehr eingeschränkt ist. Die 690er hat sich mit Bravour geschlagen. Mit 5,5 Litern und Touratech-Tank kommt man gut 450 km weit. Allerdings sollte man doch Koffer montieren. Gerade auf den Wellblechpisten wurde das Ortliebmaterial unserer Taschen extrem beansprucht (scheuern). Außerdem waren die Taschen immer sau dreckig und nach dem An- und Abschnallen war man es selbst auch. Die Koffer ermöglichen immer einen schnellen Zugang zu dem, was man braucht und waren Wasser- und Staubdicht. Auf ein Navi kann man getrost verzichten. Alle Pisten sind gut ausgeschildert und auch bei Nebel gut erkennbar. Im Hochland war es zu dieser Jahreszeit schon empfindlich kalt. Deshalb sind Heizgriffe sehr zu empfehlen. Die Fotoausrüstung sollte man in einem wasserdichten Fotorucksack auf dem Rücken transportieren. Wir hatten einen Pelikoffer, in dem sich die Vorsatzringe des Objektives trotz stoßdichter Lagerung aufgrund der starken Vibrationen abgedreht haben. Die Watstiefel haben sich bestens bewährt. Man kann die Flüsse vorher durchwaten und merkt schnell, wann man den Fluss lieber nicht durchqueren sollte. Eine Kreditkarte zum Tanken ist für Island obligatorisch. Dreizehn Tage sind etwas knapp. Beim nächsten Mal sollte man mindestens 3 Wochen in Island sein. Dann kann man auch mal wandern gehen oder die Tagesetappen verkürzen.

Hendrik Pötter August 2010

dw, -

Sonntag, 22.08.2010